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Zeitmanagement 1: Nur eine Sekunde…

Ein Beitrag vom 10.03.2016: Reva Pasold

Es ist 5 Uhr früh und ich sitze fröstelnd auf der 150er MZ meines Freundes. Vor mir sein Rücken. Es regnet in Strömen. Außer uns scheint niemand auf der Straße zu sein. Am Bahnhof in Aschersleben sehe ich die erste Frau. Mein Freund zieht sofort die Bremse. Ich denke noch: Ist er aber nett, sie war doch noch gar nicht am Zebrastreifen… da rutschen wir schon.

Es zieht mich rechts zu Boden, das Hinterrad rutscht nach links weg. Rainer steuert gegen, aber wir haben längst das Gleichgewicht verlo­ren, schlittern auf der rechten Seite über das nasse Kopf­stein­pflaster. Es spiegelt grau-blau. Davor sehe ich das Blinklicht – so klar wie noch nie. Die schwarze Plasteumrandung und das orange Oval, beste­hend aus unzähligen kleinen Achtecken. Das Blinklicht radiert über das Pflaster. Ich sehe, wie die Achtecke weich werden und zu zerfließen beginnen. Das Orange schlägt Wellen, unten höher als oben. Die Wellen werden größer. Da zerspringt das Blinklicht in viele Stücke. In spitze Dreiecke und unregelmäßige Vielecke…

All‘ dies spielte sich in weniger als 1 Sekunde ab. Geblieben sind mir die vielen intensiven Bilder. - Seitdem weiß ich: wir haben stets viel mehr Lebenszeit, als sich in Stunden und Sekunden messen lässt!

Mich hat seitdem beschäftigt, wie sich diese Dehnung von Zeit im ganz normalen Alltag umsetzen lässt. Wie kann es uns – ohne UnfallJ - gelingen, eine wache und zugleich konzentrierte Qualitätszeit zu erzeugen?

Mich hat das Buch von Stefan Klein „Zeit – der Stoff aus dem das Leben ist“ auf die Spur gebracht. (ISBN-10: 3100396103) Darin setzt er sich für eine „neue Kultur der Zeit“ ein mit folgenden Empfehlungen:

  1. Souveränität über die Zeit
    über möglichst viel der eigenen Zeit selbst bestimmen, d.h. eigene Ziele zu verfolgen, um nicht von äußeren Drücken immer wieder fremdbestimmt zu werden
     
  2. in Einklang mit der Körperuhr leben
     
  3. die Muße kultivieren
     
  4. die Augenblicke erleben
     
  5. Konzentration lernen
     
  6. seinen Vorlieben folgen
    … denn das Arbeitstempo hängt von der Aufmerksamkeit ab und die Aufmerksamkeit folgt der Motivation!

Ich hab‘ es zuerst in einem Kurzurlaub ausprobiert, um möglichst viel Erholung aus 4 freien Tagen zu gewinnen. Es war frappierend, wie lang sich so ein Vormittag anfühlt, wenn ich meine Umwelt intensiver angucke: die einzelnen Eichenblätter in der Sonne, die gespenstisch-lila-grauen Pilzkreise unter dem Tann… - Das wollte ich auch auf Arbeit haben!

Dort war es etwas schwieriger bei einer Sache zu bleiben, wenn noch 10 andere „rufen“, dass sie erledigt werden wollen.  Aber es brachte auch dort diese Verlangsamung und den Gewinn an Wachheit und Produktivität!

In meinen Trainings zum Zeitmanagement geht es daher zunächst um die Qualität von Zeit, bevor die klassischen Techniken zur Priorisierung und Rationalisierung angewendet werden.

Ich kann’s empfehlen! Es ist auf jeden Fall lustvoller + wirksamer als die bloße perfekte Strukturie­rung der eigenen Arbeit.

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Reva Pasold