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Wie Stillstand mir Gutes tut

Ein Beitrag vom 11.08.2015: Anka Schneider

Halb sieben morgens, der Wecker klingelt….das heißt, aus dem Nebel der Träume auftauchen und sogleich auf „IN BETRIEB“ umschalten…. Aufstehen, anziehen, Kinder wecken, Kinder ermutigen sich anzuziehen, Kinder begeistern etwas flotter zu machen, Kinder antreiben: „Aufstehen, anziehen, waschen, essen, Zähne putzen. Los!“…. jeden Tag der gleiche Ablauf, jeden Tag der gleiche Appell und jeden Tag die gleichen Diskussionen darüber, dass die Kinder sich beeilen sollen, weil ICH auf Arbeit muss.

Und jeden Tag frage ich mich wieder, muss das so sein? Geht es auch anders? Wahrscheinlich ja, aber wie? Schließlich gehen wir beide arbeiten und wollen trotzdem noch Zeit gemeinsam als Familie verbringen. Das bedeutet für uns, die Zeit effektiv zu nutzen, die Kinder so zeitig wie erträglich in die Kita zu bringen, um dann am Nachmittag Zeit zu haben.

Und so gibt es für jede Zeit einen Plan!

Früh: Beeilung! Los geht’s!

Bis Nachmittag: Kita, Tagesmutter, Arbeit! Jeder ist beschäftigt!

Nachmittag: Beeilung die Tagesmutti hat gleich zu!

Und obendrauf gibt es auch noch massig an Information von den Betreuern der Kinder, „Ihr Kind hat heute nicht geschlafen!“ Super! „Sie hat heute nicht essen wollen!“ Ganz prima! „Morgen ist Abmarsch um 8 Uhr!“ Ah ja! „Bitte nicht das Geld vergessen!“ Nein, ich doch nicht! „Sie haben heute schon wieder das Bettzeug vergessen!“ Ach Mist! ... und so rasselt es weiter und parallel erzählen die Kinder, was so los war … Ist ja nicht so, dass es auf Arbeit nicht ebenso schnell zuginge. Manchmal streikt da einfach mein Kopf. Es ist, als wäre die Zufahrt verstopft und die Alarmglocke gibt Signal, dass es nicht vorwärts geht.

Wie also komme ich aus diesem Rad raus? Wer stellt diese blöde Sirene aus? Und überhaupt, wann darf ich einfach mal NICHTS tun oder hören müssen? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in Langeweile zu versinken, dem Körper und dem Geist eine Verschnaufpause zu verschaffen? Manch einer mag Langeweile nicht. Aber ich schon! Auch wenn ich meine Kinder über alles liebe und ich mit Begeisterung bei der Arbeit bin, bedeutet ein wenig Langeweile für mich: Ich bin nicht zuständig! Ich muss jetzt einfach mal nicht! Ich höre die Welt und beobachte das Treiben ohne mitschwimmen zu müssen. Das klappt nicht immer so gut. Aber manchmal gelingt es mir doch, z.B. auf dem Spielplatz … Die Kinder sind zufrieden, die Arbeit des Tages ist getan und ich genieße die Luft, die Sonne und das Lachen um mich rum. Ich schaue einfach nur zu, wohlwissend, dass ich dann wieder losmuss. Aber eben erst DANN! Und so treibt die Zeit dahin.

Ich merke immer wieder, wie wichtig diese Zeit ist. Wie wichtig es ist, sich selbst aus der ständigen Aktivierung rauszuholen. Denn tue ich dies nicht, bleibe ich in ständiger Bereitschaft für alle und jeden und jederzeit und das mit viel Energie und Freude … Doch gönne ich mir keine Sekunde, um einfach zu denken und darüber nachzusinnen, wie es mir geht, dann werde ich je länger es so läuft umso ärgerlicher auf mich und die Welt. Dann fühle ich mich beengt und eingesperrt. Die wenige Zeit, die mir dann noch bleibt, nutze ich nicht mehr gut für mich. Dann wird organisiert und gerudert, so dass irgendwo noch ein Zeitfenster entsteht. Doch meist entsteht dabei nur Streit und Frust. Auf Arbeit passieren Fehler – die wieder Zeit fressen und die Kinder, die lassen sich auch nicht einfach „zeitlich kürzen“. Je weniger ich verfügbar bin, desto mehr fordern sie Zeit mit mir ein und das ist nur verständlich. Denn für sie wirkt es bedrohlich, wenn Mama einfach nicht wie normalerweise bereit ist rundum da zu sein. Also ist das keine Option!

Letztlich heißt es, ich muss mich selbst dazu erziehen, mir Gutes zu tun und auf mich zu achten. Selbst die kleinsten Zeitfenster für mich zu nutzen und wenn es in diesem einen Moment auf dem Spielplatz der Stillstand ist. Bewegung kommt schnell wieder rein! Denn weiter geht es immer.

Sind alle Ideen ausgespielt, die Freunde heimgegangen und die Zeit vorangeschritten, dann geht er weiter, der tägliche Marsch! Dann heißt es wieder, die Kinder motivieren, das Spielen einzustellen, nach Hause zu eilen, zu essen und sich bettfertig zu machen. Am besten das Ganze ohne große Bummelei, damit wir noch genug Kuschel- und Lesezeit vorm Schlafen haben. Denn morgen geht es früh wieder los – halb sieben Uhr morgens!

Das Beste aber daran ist, wenn ich am Abend schmunzeln und ich mich daran freuen kann, wie der Tag war, was ich auf Arbeit alles erreicht habe und was mir meine Kinder für fantastische Geschichten erzählt haben…..denn dann weiß ich, so fühlt sich das Leben richtig an und so kann selbst die Langeweile mein Leben bereichern!

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