Home > Blog > Plädoyer für das Fragen

Plädoyer für das Fragen

Ein Beitrag vom 23.06.2015: Jana Haubold

Kennen Sie sie auch, jene ebenso zahlreichen wie hartnäckig Antwort fordernden Warum - Fragen von Kindern im Vorschulalter? Und haben Sie auch schon (vielleicht sogar an sich selbst) beobachtet, wie die zuerst wohlwollend erklärenden Antworten eines Erwachsenen schnell einsilbiger wurden und schließlich mit einem leicht gereizten „Darum.“ oder „Weil das eben so ist.“ versiegten?

Ich frage mich, woraus diesePlädoyer für das Fragen Reaktion auf die kindliche Wissbegier wohl resultieren mag: Ist es Verdruss darüber, nicht erschöpfend Auskunft geben zu können, weil wir selbst schnell an unsere Grenzen stoßen? Überdruss ob der vermeintlich unwichtigen Dinge, die da vom Kind erfragt werden? Oder der Verdacht, das mache das Kind doch extra um uns zu ärgern?

Andererseits legen gern und oft gebrauchte Redewendungen nahe, dass Fragen aller Art jederzeit willkommen seien: Es gibt keine dummen Fragen, fragen kostet nichts und nur, wer nicht fragt, bleibt dumm. Zumindest Kinder bis ins Grundschulalter scheinen sich nach diesem Motto auch die Welt zu erobern.

Mit zunehmendem Alter (oder zunehmender Zahl genervter Reaktionen?) scheint sich dies jedoch umzukehren, sodass schon mancher auf Coolness bedachte Teenager meint dumm zu wirken, weil er fragt. Aber auch in diversen Beratungen oder Weiterbildungen, in denen fast immer explizit zu weiterem Fragen aufgefordert wird, werden viele Fragen eben nicht gestellt. Ich erinnere mich an einige Situationen, in denen ich mich selbst im Nachhinein ärgerte nicht gefragt zu haben, weil ich Bedenken hatte, es sei unwichtig oder allen anderen klar. Letztlich verpasste ich entscheidende Informationen, Zusammenhänge, Denkanstöße, Erkenntnisse. Noch viel einprägsamer sind mir aber jene Momente des zustimmenden, teils erleichterten Raunens in der Runde, wenn ich fragte, wovon ich meinte, dass nur ich es nicht wüsste! Oder die lebhaften Reaktionen auf eine vermeintlich unwichtige Frage, aus denen mir plötzlich klar wurde, dass ich mit meiner Frage sehr wohl einen wichtigen, relevanten Aspekt angesprochen habe.

Je mehr ich frage, desto mehr wesentliche Fragen fallen mir ein – als ob es eines Warmlaufens bedarf. Desto mehr gefährliches Halbwissen und beharrliche Glaubenssätze offenbaren sich mir aber auch - bei mir und anderen. Was wiederum zu hinterfragen wäre…

« zurück

Kommentare

Bitte geben Sie Name und E-Mail-Adresse an.
Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

    Noch kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden.

Haubold