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Der Salutogenese-Salamander

Ein Beitrag vom 04.07.2016: Reva Pasold

Salutogenese Salamander

 

 

ODER: Was erhält nachweislich gesund?  - Darum ging es in meinem Einführungsvortrag zu unserer Veranstaltung Gesund - trotz oder durch, mit und ohne Arbeit! am 24.05.16. Denn mir fällt auf, dass viel häufiger über die Belastungen gesprochen wird als über das, was uns stärkt. Gesund ist so eine Problemfokussierung sicher nicht!

Unseren arbeitspsychologischen Input dazu hatten wir gehirngerecht visuell aufbereitet: Rechterhand war als erstes unser Salutogenese-Salamander zu sehen.

Erfunden hat ihn Prof. Jörg Fengler aus Köln. Er veranschaulicht damit, dass jeder Sorte von Belastungen auf der einen Seite stets auch stärkende, gesunderhaltende Faktoren gegenüber stehen. Beide Seiten können mehr oder weniger gesund gestaltet sein. Entsprechend sind die Flecken des Salamanders überwiegend grün oder rot.

Sie können sich den Salamander mit 6 Paar Beinen vorstellen -  für die belastenden und stärkenden Faktoren

  •  auf der  persönlichen Ebene
  •  in Partnerschaft und Familie
  •  in unserer Arbeitsaufgabe
  • im Team / durch den Vorgesetzten
  • auf der Ebene der  Firma / Organisation sowie
  • der Gesellschaft.

Wir möchten Sie ermutigen, die grünen Flecken Ihres persönlichen Salutogenese-Salamanders zu entdecken und auszuweiten!

Da gibt es naturgemäß leichter und schwerer beeinflussbare Faktoren. Lassen Sie uns einen Blick auf die Fülle des Machbaren werfen, was wir gesund gestalten können:

Was erhält nachweislich gesund?

Gesundheitsfaktoren

 

  1.  Selbstvertrauen, d.h. Vertrauen in die eigene Kompetenz, verbunden mit der Erwartung, das eigene Leben selbst gestalten zu können.
    Das ist nicht allein eine Frage unserer Erziehung und Ermutigung im frühen Kindesalter. Moderne arbeitspsychologische Untersuchungen zeigen, dass auch das Unternehmen und Team darauf positiv Einfluss nehmen können: Es kommt darauf an, dass wir uns im Team wichtig und hilfreich für die anderen erleben.
  2. Jede/r von Ihnen kennt hoffentlich den entlastenden Effekt, zu einem guten Team dazu zu gehören. (Da unterscheiden wir uns nicht sehr von einer Kuhherde) Denn Selbstvertrauen schöpfen wir nicht aus uns selbst, wir benötigen die Vertrautheit und Akzeptanz durch andere Menschen! Es entspannt uns nachweislich, zu anderen dazu zu gehören, einen anerkannten Platz im Team zu haben und in schwierigen Situationen auf die Unterstützung und Rückendeckung der KollegInnen bauen zu können.
  3. Den Anker haben wir als Symbol für gelebte Werte gewählt. Wenn wir in unserem Tun Sinn  erleben, sind wir Menschen extrem belastbar. Er motiviert uns, auch unangenehme Aufgaben anzugehen, gibt uns Halt und Orientierung auch in turbulenten Zeiten.
  4. Sinn allein macht es aber nicht. Wir brauchen auch Erfolgserlebnisse! Das stabilisiert unseren Glauben an uns selbst und ist damit eine wichtige positive Feedbackschleife zum Selbstvertrauen! (siehe 1.)
  5. Aus gleichem Grund macht Lernen nicht nur schlauer, sondern auch gesünder: Dann wenn wir merken, dass eine früher für uns schwierige Situation jetzt beherrschbarer wird.
    Wir haben das „live“ in einem Projekt mit 150 jungen LehrerInnen erlebt. Sie erhalten in den ersten 2 Be­rufsjahren vom Kultusministerium Trainings und Coachings zu genau ihren typischen Belastungs­situa­tio­nen: Unterrichtsstörungen, Stundenvorbereitungen bis in die Nacht, Konflikte mit Eltern und KollegIn­nen… Nach 17 Monaten fühlten sie sich nachweislich kompetenter und sicherer, auch unbekannte Situationen zu meistern. – Das hat natürlich nicht allein das Training bewirkt. Wohl aber die erfolgreiche Anwendung des Gelernten im Schulalltag!
  6. Die Metapher der Schokolade steht symbolisch für die Anerkennung und die Belohnungen, die wir für unsere Leistungen erhalten. Hier ist gesund, wenn die Höhe der Gegenleistung unserem Einsatz entspricht und die Art der Belohnung dem entspricht, was jedem einzelnen wichtig ist.
  7. Als denkende Wesen ist uns Vorhersehbarkeit wichtig: dass ich mich z.B. darauf verlassen kann, dass meine Software auch morgen nach dem Update noch funktioniert, oder dass ich rechtzeitig von Veränderungen erfahre, die mich betreffen, so dass ich mich darauf einstellen kann.
  8. Die Steigerung davon ist die Beeinflussbarkeit. Was viele nicht wissen: Wir bewältigen eine hohe Arbeits­intensität dann gesund, wenn wir sie auf unsere Art erledigen können,  uns unsere Arbeit selbst einteilen können. Deshalb sind Freiheitsgrade in der Arbeit und Möglichkeiten der, Einflussnahme gesund. (Fremdbestimmung ist dagegen einer der größten Stressoren: wenn wir etwas erdulden müssen und nichts tun können, reagieren wir mit Stress und „erlernter Hilflosigkeit“.)
  9. Zur Beeinflussbarkeit gehört dann aber auch die Tat = die zuvor genannten Einflussmöglichkeiten zu nutzen, aktiv zu werden, die Opferrolle zu verlassen und belastende Situationen zu verändern. Rückschläge und Hürden gehören dabei zum Weg dazu und sind kein Grund aufzugeben. Schwierig­keiten zu meistern, schafft Erfolgserlebnisse und stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
  10. Konfliktbereitschaft, faires Streiten: Gesund ist, nicht den Streitpartner zum Problem zu erklären, sondern die unterschiedlichen Perspektiven für eine einvernehmliche Lösung zu nutzen.
  11. Dazu braucht es einen kühlen Kopf. Darum gehören auch die Fähigkeit zur Distanzierung und Frustrationskontrolle zu den gesundheitsförderlichen Faktoren.
  12. Wie schaffen wir das? Indem wir mit unseren Gedanken weniger in der Zukunft oder Vergangenheit sind, sondern viel mehr mit all‘ unseren Sinnen unsere Gegenwart wahrnehmen. Das „erdet“ uns nicht nur, sondern diese wache, konzentrierte Wahrnehmung steigert zugleich unsere Stimmung und Genussfähigkeit!

Das ist längst nicht alles, was es an gesundheitsförderlichen Faktoren gibt!! Es zeigt aber hoffentlich schon die Breite der Einflussmöglichkeiten!!

Nun zur Praxis: Wir haben 600 MitarbeiterInnen in einem großen Jobcenter befragt, was sie am meisten in ihrer Arbeit befriedigt (als offene Frage - nicht zum kreuzeln).

Was schätzen Sie, was am häufigsten genannt wurde?

  • an 1. Stelle mit 188 Antworten: der Sinn der Arbeit, v.a. anderen helfen zu können
  • an 2. Stelle mit 157 Antworten: der gute Zusammenhalt im Team
  • an 3. Stelle mit je 102 Antworten: Arbeitserfolge und anspruchsvolle, vielfältige Aufgaben
  • an 4. Stelle mit 73 Antworten: Anerkennung, das positive Feedback von Kunden

In diesem Jobcenter gab es eine überdurchschnittliche soziale Unterstützung der KollegInnen untereinander. ABER nicht die oben genannten entlastenden Effekte. Die sich unterstützenden KollegInnen waren genauso erschöpft.

Was ist der Grund?

Wenn die Gemeinschaft nicht zur Lösung von Problemen beiträgt, sondern man sich einig ist, dass man hier nichts machen kann und gegenseitig bedauert!

Gesund  ist Lösungsorientierung. D.h. weder „Schnellschüsse“ noch Aufgeben, sondern

  • die Realität anzuerkennen, wie sie ist,
  • um auf dieser Grundlage Probleme zu lösen.

Als letztes noch ein Faktor, der in diesem Jobcenter aber nachweislich eine hohe entlastende Wirkung hatte: Es war die erlebte Bedeutung der eigenen Aufgabe! - Das heißt: Gesund  ist, zu wissen, was jedem von uns wichtig ist und möglichst viel davon zu realisieren.

Das wäre dann schon ein ganz großer grüner Fleck auf  unserem Salutogenese-Salamander…

Davon wünsche ich Ihnen noch ganz viele!

Reva Pasold,

Arbeitspsychologin und Geschäftsführerin  der reSOURCE Dresden GmbH

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